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Dedicated Server: Die Chance zur Unabhängigkeit

Was genau macht einen Dedicated Server so besonders und welche Vorteile bietet er? In diesem Artikel werfe ich einen genaueren Blick auf diese Fragen.
Dedicated Server: Die Chance zur Unabhängigkeit
Photo by Anne Nygård / Unsplash

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Im Interesse meiner Leser:
Die Auswahl des im Artikel häufiger genannten Anbieters "Hetzner" beruht auf eigenen Erfahrungswerten, Leistungsvergleichen und liegt weit vor der Gründung und Idee dieses Blogs.

Dedicated Server?

Eine kurze Definition

Dedicated Server sind physische Server (auch "bare-Metal" genannt), welche im Gegensatz zu virtuellen Servern (auch "Shared Hosting" oder "vServer" genannt), ausschließlich für die Nutzung durch eine einzige Person/Organisation vorgesehen ist.
Der Hauptzweck besteht darin, die volle Leistung und Flexibilität der Hardware bereitzustellen. In einfachen Worten: Ein Rechner ganz für euch allein.

Dedicated Server - Autor: Seobility - Lizenz: CC BY-SA 4.0

Warum selber hosten?

Fallbeispiel: Andrew Spinks

Manchmal werde ich gefragt, weshalb ich mich entschieden habe, (nahezu) alle Dienstleistungen wie Cloud, E-Mail oder Website-Hosting selbst, mit einem eigenen Server, in die Hand zu nehmen. Diese Frage beantworte ich gerne mit folgender Situation eines Entwicklers, welcher einzig auf die Angebote von Google (hier könnte auch ein beliebig anderer Anbieter stehen) gesetzt hat:

Andrew Spinks - Terraria Entwickler - Beschreibt seine Situation mit Google

Kurz zusammengefasst:

  • Der Google-Account von Andrew (welcher alle Services wie E-Mail, Cloud oder die getätigten Käufe beinhaltet) wurde ohne Angabe von Gründen gesperrt
  • Durch die Sperrung verwehrt man ihm den Zugriff auf seine bereits getätigten Käufe bspw. im Play-Store
  • Seine gesamten Daten auf Google Drive (Cloud) sind nicht mehr abrufbar
  • Er kann seine Youtube-Kanäle nicht mehr verwalten
  • Und das schlimmste: Er verlor den Zugriff auf seinen E-Mail Account mit 15 jähriger Bestandzeit
  • Zusätzlich konnte er keinen Kontakt zu Google aufbauen und wurde von einer Stelle an die andere verwiesen

Reise durch meine Vergangenheit

Vom virtuellen Server auf Bare-metal

Der Anfang

Bereits 2016 begann meine Reise in die Serveradministration. Zunächst ausschließlich mit vServern von verschiedenen Anbietern. Dort konnte ich erste Erfahrungen im Umgang mit Servern sammeln. Diese konnten meinen Ansprüchen eine Zeit lang genügen. Zugegeben, große Projekte oder Ressourcen-Intensive Anwendungen, hatte ich damals noch nicht.

Der Umstieg

Die ersten Engpässe traten beim Hosten verschiedener Gameserver wie bspw. einem Minecraft-Server auf, welcher eine gute Single-Core-Performance benötigt, was die meisten vServer nicht liefern. Vor allem gleichbleibende Performance können sie meist nicht bieten. Schuld ist hier die Ressourcen-Teilung mit anderen Kunden. Dies betrifft ebenfalls die Festplatten, was die Performance zusätzlich nach unten drückte. Äußern tut sich dies dann in kleineren Laggs oder sekundenlangem stocken.
Ein letzter – eher kleiner, aber erwähnenswerter – Haken, ist das sogenannte Traffic-Limit. Traffic-Limits (Bandbreiten-Limitierung) sind Obergrenzen für den Datenverkehr eures Servers. Zugegeben, diese Limits sind meistens sehr ausgiebig, sodass diese bei normaler Nutzung nicht erreicht werden sollten. Jedoch existieren sie.

Somit entschied ich mich 2021, mitten im Corona Lockdown, nach längeren Recherchen, für einen Dedicated Server (Typ: AX51-NVMe) bei der Firma Hetzner.

Neue Möglichkeiten

Die Vorteile und Möglichkeiten

Dies eröffnete mir völlig neue Möglichkeiten, wie z.B:

  • Virtualisierung von Linux- und Windows-Betriebsystemen mit bspw. Cockpit
    Ideal zum Testen von Anwendungen oder zum allgemeinen experimentieren. Dies ist auf den meisten vServern aufgrund des Leistungsmangels deaktiviert.
  • Natürlich die oben erwähnten Gameserver mit bester Performance
    Zum Zocken mit Kollegen oder die Erstellung eines Mini-Gamingnetzwerks.
  • Performantere Cloud Dienste wie Nextcloud
    Für das Filesharing mit der Familie, dem Freundeskreis oder allen anderen.
Docker: must-have Apps
In diesem Post stelle ich dir meine must-have Docker Apps vor.

Meine must-have Docker Apps liste ich in diesem Artikel auf

Das hat den Vorteil, dass kritische Daten wie bspw. Fotos, Videos oder Passwörter in eurer Hand und Verantwortung bleiben. Ein netter Nebeneffekt ist die Unabhängigkeit in den aktuell stürmischen Zeiten des Internets.

Zudem könnt ihr die maximalen Leistung ausschöpfen, da die Ressourcenteilung mit anderen Kunden wegfällt. Auch der Sicherheit kommt dies zugute. Außerdem bieten die meisten Hoster Skalierbarkeit durch das nachinstallieren von Festplatten oder eine Aufstockung des RAMs.

Zuletzt profitiert ihr von einem umfassenden Kundensupport für Dedicated Server. Somit können Fragen oder Probleme meist sehr schnell und professionell geklärt werden. Dies ist besonders für wenig erfahrene Benutzer von Vorteil oder wenn es um technisch komplexe Probleme geht.

Die Planung

Alles auf Anfang

Leistung und Anbieter

Zunächst müsst Ihr euch für einen Serveranbieter entscheiden. Hier kommt es auf eure Ansprüche an.
Möchte man die volle Hardwareleistung ausnutzen und sich darauf auch verlassen können, ist ein Dedicated Server die beste Wahl. Es gibt aber auch hybride Systeme wie einen VDS (Virtual Dedicated Server). Auf der Virtualisierungsebene existieren diese wie vServer auf einem Host, garantieren aber die Ressourcen wie CPU und RAM. Dieser Vorteil macht diese Systeme ebenfalls Virtualisierungsfähig.
Recherchiert nach euren Ansprüchen und Möglichkeiten. Vergleicht die verschiedenen Anbieter über mehrere Vergleichsportale.

Das Betriebssystem

Dies ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern auch eine Frage der Kosten!
Während die Linux-Kernel Betriebssysteme bekanntermaßen kostenfrei sind (Außnahmen sind hier spezielle Betriebssysteme für Business-Zwecke), kosten Windows Lizenzen monatlich Gebühren. Hier muss man selbst entscheiden, was einem lieber ist. Eine kleine Anmerkung nebenbei wäre, dass man sich nicht ausschließlich von der "Einfachheit" von Windows leiten lassen sollte. Linux bietet ebenfalls mit seinen diversen Ablegern optional Desktop-Umgebungen an, welche einfach nachinstalliert werden können.

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Die Ableger werden auch Distributionen genannt

Aus dem Linux-Kernel sind eine Reihe an Distributionen entstanden. Unterscheidungen liegen hier in der Grundkonfigurierung des Betriebssystems und den vorinstallierten Softwarebibliotheken. Recherchiert ein wenig über die verschiedenen Distributionen und sucht die für euch passenste aus.
Ich bin mit Ubuntu gestartet, da es als besonders einsteigerfreundlich gilt.

Das Wichtigste: Sicherheit

Wie jeder Server, sollte auch ein Dedicated Server bestmöglich abgesichert sein.
Dazu gehört, sich mit diesem in einem täglichen Intervall zu beschäftigen und so nach dem Rechten zu sehen. Überwachung und Protokollierung helfen dabei, verdächtige Vorgänge frühzeitig zu erkennen und auf diese zu reagieren.

Angefangen mit regelmäßigen Updates und Patches. Diese sind hier unerlässlich, um potenzielle Sicherheitslücken zu schließen und die Integrität zu gewährleisten.

Auch Zugriffsrechte und Berechtigungen auf dem Server sollten klar strukturiert und streng umgesetzt werden, um unauthorisierte Zugriffe zu verhindern. Dies umfasst das Verwenden von Multi-Faktor-Authentifizierung und die Deaktivierung der direkten Anmeldung von priviligierten Benutzern wie bspw. dem "root"-Benutzer. Mehr dazu und wie ihr euch gegen Angreifer aktiv wehren könnt, habe ich in dem folgenden Artikel angeschnitten:

SSH-Tarpit: Brute-Force Angreifer ausbremsen
In diesem Artikel stelle ich euch das SSH-Tarpit vor, um Brute-Force Angreifer bei ihren Angriffen zu stören, auszubremsen und diese optional statistisch darzustellen.

Zur Sicherheit gehört auch das weniger beliebte Thema: Backups.
Regelmäßige Datensicherungen und die Entwicklung eines Recovery-Plans sind entscheidend, wenn es mal zur Katastrophe kommt. Diese reichen von klassischen Hackerangriffen, aber auch Naturkatastrophen sowie Hardwarefehlern.

Durch die Implementierung von geeigneten Sicherheitsvorkehrungen und Best Practices kann man sicherstellen, dass die Daten geschützt sind.

Fazit

Alles in allem bietet der Dedicated Server eine Vielzahl von Vorteilen im Self-Hosting-Bereich. Die maximal verfügbare Leistung, sowie die volle Kontrolle und verbesserter Sicherheit gewährleisten einen stabilen und zukunftsfähigen Betrieb der eigenen Projekte.
Bevor man sich jedoch für einen Dedicated Server entscheidet, sollte man gründlich abwägen, ob man für eine solche Verantwortung bereit ist, welchen Hosting Anbieter man sich anvertrauen möchte und ob dieser die eigenen Bedürfnisse erfüllt.

Tipps und Anregungen

Für Anfänger und Fortgeschrittene

Im Internet finden sich zahlreiche Tipps, Tutorials und Ideen für die Serveradministration und wie ihr euren Server gegen Angreifer absichert.
Hier noch eine Liste mit meinen Lieblingsquellen:

  • Grundlagen der Serveradministration von The Morpheus Tutorials
    Insbesondere interessant für Hetzner-Kunden oder die, die es werden wollen, bietet Morpheus eine passende Playlist
  • Planung und weiteres findet ihr ebenfalls bei Raspberry Pi Cloud
  • Themen wie Sicherheit, Software und vieles mehr von Sempervideo